2. Rekonstruktionsversuch einer kleinen ledernen Gürteltasche in D-Form - nach einem Bildbeleg aus der "Maciejowski Bibel" / Kreuzfahrerbibel (Folio 23r).
Von dieser Gürteltasche sind uns keine direkten realen Fundstücke bekannt.
Neben einer Abbildung in der Kreuzfahrerbibel, die wir als eine Art Gürteltasche interpretiert haben (siehe rechts), diente uns jedoch ein Fundstück, welches bei einer Grabung im ehemaligen Brunnen der Runneburg (Weißensee / Thüringen) gefunden wurde, als Vorlage. Es handelt sich dabei um eine aus Ziegenleder gefertigte, ca. 18 x 10 cm große (kleine) Tasche, die mit Schnallen aus Bein versehen wurde.
Ein weiteres Exemplar, eines wohl in Form und Größe ähnlichen Lederstücks, welches als eine Tasche interpretiert wurde, konnte aus einer Schicht des 13. Jh. in Schleswig (Schild) geborgen werden (Beutel Nr. 13867).
Unsere Tasche misst geschlossen 18 cm in der Breite und 12 cm in der Höhe, womit die Maße in etwa denen der Runneburg-Tasche entsprechen. Als Material verwendeten wir jedoch ein dünnes Rinder-Blankleder, welches mit einem Leinen in Fischgrat-Webung gefüttert wurde. Dabei haben wir das Leinen am Überschlag doppelt gelegt, so dass die Fischgrat-Optik von Innen und Außen beim Durchbruch des Überschlags zu sehen ist.
Der Verschluss des Überschlags erfolgt mittels eines 12mm breiten und ebenfalls gefütterten Lederriemens, wobei die angebrachte Messingschnalle mit einem kleinen Schnallenblech an dem Riemen genietet ist.
Die Befestigung der Tasche am Gürtel erfolgt mittels zweier an der Rückseite befestigten, ebenfalls 12mm breiten Lederriemen, die wie der Befestigungsriemen gefertigt wurden.
Diese Art der Befestigung entnahmen wir der Tatsache, dass die Tasche augenscheinlich auf direkter Gürtelhöhe und nicht - wie aus späteren Jahrhunderten bekannt - unter dem Gürtel mittels einer oberhalb der Tasche angebrachten Schlaufe getragen wurde .
(Fertigung März 2012. Aufwand ca. 27 Std.)